Projekte

Die Heimatpflege lebt von ihren Projekten. Seit ihrer Gründung vor 30 Jahren hat sie über 20 kleinere und größere Projekte durchgeführt. Sie betreut 5 historische Gebäude, häufig in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und einzelnen Ortsheimatpflegern. Einige Beispiele:

  • Aufbau und Betreuung des Museums im Bock und Pflege der städtischen Sammlungen
  • Rettungsaktion für die ehemalige Glashütte in Schmidsfelden
  • Neubau und Betrieb des Glasmuseums in Schmidsfelden
  • Belebung und Präsentation des Glasmacherdorfes Schmidsfelden
  • Übernahme und Renovierung des ehemaligen Leprosenhauses in Leutkirch
  • Erhaltung der vom Verfall bedrohten Geißlermühle am Stadtweiher Leutkirch
  • Sicherung und Erneuerung von Kleindenkmalen wie Feldkreuzen und Bildstöcken
  • Mitwirkung bei der Gestaltung und Präsentation des Gotischen Hauses
  • Errichtung einer Gedenkstätte für die „Freien auf Leutkircher Haid“
  • Ausstellungen zu heimatgeschichtlichen, künstlerischen und naturkundlichen Themen
  • Federführung beim Projekt „Natur- und Kulturerbe im Württembergischen Allgäu“
  • Herausgabe von Büchern und anderen Publikationen

Gotisches Haus

Das älteste Haus der Stadt Leutkirch ist das Gotische Haus. Das mächtige Gebäude in der nördlichen Marktstraße wurde im ausgehenden Mittelalter zwischen 1377 und 1379 erbaut. Es steht baugeschichtlich an der Wendemarke vom mittelalterlichen zum neuzeitlichen Bauen in den Städten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Gebäude als „Neue Färbe“ genutzt, später als Ladengeschäft. Es gehört zu den wichtigsten Denkmalobjekten in Südwürttemberg und wurde 1989 von der Stadt erworben und grundlegend saniert. Im Erdgeschoss haben die Touristinfo und die Volkshochschule ihre Geschäftsstellen, die oberen Geschosse dienen der Präsentation mittelalterlicher Bauweise und werden für Ausstellungen genutzt. Die Heimatpflege ist am Ausbau und der Präsentation des Gebäudes, das zur „Leutkircher Museumsinsel“ zählt, beteiligt.


Die Freien auf der Haid

Über 1000 Jahre – von etwa 800 bis 1800 – kann man die Geschichte von freien Bauern auf der Leutkircher Heide verfolgen. Bereits seit fränkischer Zeit gab es um Leutkirch eine erhebliche Zahl freier, bäuerlicher Grundbesitzer, die nicht einem lokalen Herrn, sondern dem König verpflichtet waren. Vermutlich im 13. Jahrhundert kam es zum genossenschaftlichen Zusammenschluss. Die „Freien auf Leutkircher Heide“, wie der Verband fortan genannt wurde, erwarben kaiserliche Privilegien, die so genannten Freiheiten der Leutkircher Freien.

Die Gedenkstätte für die „Freien auf Leutkircher Heide“ will, 200 Jahre nach ihrem Ende, an ihre Geschichte und ihren republikanischen Geist erinnern. Sie zeigt, in unmittelbarer Nachbarschaft zur „Laustanne“, Gedenksteine in symbolischer Form eines Gerichtsplatzes. Die sieben umgebenden Bäume wurden 1993 anlässlich des Stadtjubiläums „700 Jahre Reichsstadt – 1200 Jahre Leutekirche“ von den Nachbarstädten und -gemeinden der Stadt Leutkirch im Allgäu gewidmet.

Die Gedenkstätte liegt an der Wurzacher Straße (B 465), am Radweg von Leutkirch nach Reichenhofen.


Leprosenhaus

Zu den wenigen Beispielen mittelalterlicher Sozialgeschichte gehört das Leprosenhaus in der Memminger Straße. Es wurde 1530 ein „Sondersiechenhaus“ erstmals erwähnt und ist auf dem Merianstich von 1643 abgebildet, zusammen mit der Leonhardskirche, die 1818 abgerissen wurde. Nach dem Ende seiner ehemaligen Funktion diente es verschiedenen Nutzungen, zuletzt als Obdachlosenunterkunft. Dem Gebäude, das als eingetragenes Kulturdenkmal und wegen seiner heimatgeschichtlichen Bedeutung als „unentbehrliches Zeugnis für die Stadtgeschichte“ gilt, drohte 2006 der Abriss. Die Heimatpflege übernahm von der Stadt Ende 2010 das Gebäude im Erbbaurecht und ist dabei, es schrittweise zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Erforschung der Spuren des daneben liegenden ehemaligen Friedhofs und der Leonhardskirche.


Geißlermühle

Die Geißlermühle am Stadtweiher ist die einzig erhaltene Mühle im Bereich der Kernstadt. Vor 1407 erhielt die Stadt Leutkirch die Mühle vom Kaiser als Reichslehen und verkaufte sie an den Müller Hans Freiherr, Bürger in Leutkirch. Sie blieb über 200 Jahre im Besitz der Familie, daher auch der damalige Name „Freiherrenmühle“.
Der heutige Name Geißlermühle stammt von einem Müller namens Geißler, der das Anwesen 1870 erwarb. Die Heimatpflege konnte 1994 die spätere Eigentümerin dazu bewegen, den Mühlenteil mit der Sägemühle, Knochenstampfe und Mahlmühle sowie einen Grundstücksanteil an die Stadt Leutkirch und die Heimatpflege zu verkaufen. Ohne Zuschüsse wurde das Gebäude vom Verein saniert, durch Eigenmittel von ca. 50.000 € und unzählige Arbeitsstunden, die von Mitgliedern der Heimatpflege ehrenamtlich geleistet wurden. Ein Wunsch der Heimatpflege ging noch nicht in Erfüllung, Die Reaktivierung des alten Mühlbachs und den Anschluss des alten Wasserrades.


Orte des Erinnerns

In Leutkirch waren einige Gebäude Zeugen tragischer Geschehen in der Zeit des Nationalsozialismus. Zum Beispiel das Kaufhaus Anker mit dem angrenzenden Gebäude „Zum Schatten“ im Zentrum der Stadt. Das Kaufhaus wurde von der Leutkircher Kaufmannsfamilie Gollowitsch betrieben. Das Haus wurde 1938 zwangsenteignet und der „Schatten“ abgerissen. Von hier wurde am 28.11.1941 die Familie Fritz Gollowitsch in die Vernichtungslager deportiert.

Benachbart am Gänsbühl liegt ein Gebäude, in dem einst der Schuhmachermeister Fritz Hassler mit seiner Familie wohnte und im Erdgeschoß seine Werkstätte betrieb. Zwei seiner Töchter, die 1913 geborene Emilie und die 1918 geborene Johanna wurden wegen ihrer geistigen Behinderung in die evangelischen Heil- und Pflegeanstalt Stetten gebracht. Von dort wurden sie 1940 nach Grafeneck deportiert und mit Giftgas ermordet.

Die Heimatpflege Leutkirch im Allgäu e.V. hat es sich zusammen mit dem Leutkircher Initiativkreis „Orte des Erinnerns“ zur Aufgabe gemacht an das Schicksal der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen in Leutkirch zu erinnern. Leutkircher Bürgerinnen und Bürger sowie verschiedene Institutionen haben sich zusammengeschlossen, um insbesondere die Namen der Familien, die in Leutkirch unter dem Verbrechensregime zu leiden hatten, aus Leutkirch deportiert wurden oder fliehen mussten, vor dem Vergessen zu bewahren. Deshalb wurden auf Anregung der Initiative „Orte des Erinnerns“ sogenannte „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig verlegt.

In der Zwischenzeit wurde eine Sektion „Allgäu-Oberschwaben“ des Vereins „Gegen Vergessen“ „Für Demokratie e.V.“ in Leutkirch gegründet, die die Aktivitäten des Initiativkreises „Orte des Erinnerns“ weiterführen wird.

Museum im Bock | Glasmuseum Schmidsfelden | Leprosenhaus