Ausstellung Geschichte Leprosenhaus

Lepra, eine Volkskrankheit seit dem Mittelalter

Der Name Leprosenhaus kommt von Lepra, einer bakteriellen Infektionskrankheit mit der größten Ausbreitung im 13. und 14. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um verschiedene Formen von Aussatz, für den es bis zum 19. Jahrhundert keine Heilung gab. Im Gegensatz zur Pest konnte der Knollenaussatz als Krankheit bis zu neun, der Nervenaussatz bis zu zwanzig Jahre dauern. Leprakranke wurden wegen der hohen Ansteckungsgefahr von der Gemeinschaft ausgeschlossen und in ­besonderen Heimen außerhalb der Stadt untergebracht und versorgt. Leprosenhäuser lagen meist an Ausfallstraßen, wo die Kranken mit ­Betteln und dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten zu ihrem Unterhalt beitragen konnten. In allen Städten und größeren Gemeinden gab es solche Häuser mit Kapellen und Friedhöfen, in unserer Nachbarschaft in Bad Wurzach, Isny, Kempten, Kißlegg Memmingen und Wangen.

Leprosenhaus Leutkirch, Ostseite

Leprosenhäuser in der Region

In fast allen größeren Orten gab es Leproserien, auch als Siechen­häuser, Kottenhäuser oder Gutleutehäuser bezeichnet. Sie lagen als Quarantänestationen in sicherer Entfernung zur Stadt, meist an Ausfallstraßen, wo die Erkrankten mit Betteln und dem Verkauf von ­landwirtschaftlichen Produkten zu ihren Lebensunterhalt beitragen konnten. In Baden-Württemberg gibt es Belege für 191 Leproserien, in Bayern für 220, davon 190 in der Nähe von Städten. Das älteste ­bayrische Leprosenhaus stand wohl in Würzburg, wie aus einer Stadtchronik aus dem Jahr 1088 hervorgeht. Leproserien in unserer Region werden erstmals zu Beginn des 
14. Jahrhunderts in Quellentexten erwähnt, z. B. jene in Bad Waldsee, Bad Wurzach, Biberach, Eschach, Friedrichshafen, Immenstadt, Isny, Lindau, Kaufbeuren, Kempten, Kißlegg, Memmingen, Mindelheim, ­Ochsenhausen (?), Ottobeuren, Ravensburg, Schlier, Sibrazhofen, Sonthofen, Tettnang, Wangen und Weingarten.

Darstellung des Leprosenhauses von 1818

Das Leprosenhaus in Leutkirch

Das Leprosenhaus lag früher unmittelbar an der Grenze der freien Reichsstadt, knapp außerhalb ihres Hoheitsgebietes. Auf dem Merianstich von 1642, der den Einzug der Schweden im 30-jährigen Krieg abbildet, ist das Anwesen am linken Bildrand zu erkennen. Es bestand aus drei Teilen, dem eigentlichen Leprosenhaus, der Leonhardskirche und einem Friedhof, auf dem neben verstorbenen Leprosen auch Personen aus der Landvogtei beerdigt wurden. Neben dem Hospital zum Heiligen Geist ist dies eines der bedeutendsten Zeugnisse der Leutkircher Sozialgeschichte.
Ein ­Siechen- und Leprosenhaus gab es in Leutkirch schon in der Blüte­zeit der freien Reichsstadt um 1400. Die Sankt Leonhardspflege, eine kirch­liche Stiftung, wurde 1419 gegründet und umfasste neben finanziellen Zuwendungen ­Erträge aus Wäldern und Wiesen. Die Leonhardskirche wurde 1818 abge­rissen, der Friedhof aufgelöst.

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